Tag-Archiv | Amerikareise

„So Old School…“

Früher war der Schulweg in den ländlichen Regionen ziemlich lang, und die unbefestigten Straßen machten sogar die Überwendung der kürzeren Strecken zu einer großen Strapaze. Die öffentlichen Schuleinrichtungen wurden langsamer in den Südstaaten und im Westen ausgebaut, und in den meisten Gemeinden wurden die ersten acht Klassen in einem Ein-Zimmer-Schule untergebracht. Bis nach dem 2. Weltkrieg waren nur die ersten acht Jahren Pflicht.

Die meisten Schulen bestanden aus nur einem Gebäude, und auch wenn die Zahl der Schüler das Errichten mehreren Unterrichtszimmer benötigte, waren nur wenige Lehrkräfte in der Schule beschäftigt. Nach dem Anfang des 20. Jahrhunderts lösten Frauen die Dominanz der Männer in den unteren Schulklassen, und machten die Mehrheit der Unterrichtskräfte aus. Die Lehrerinnen mussten ledig bleiben, und mit dem Blick der ganzen Ortschaft auf sie gerichtet, genossen sie fast keine Privatsphäre. Auf dem Lande wohnten zusammen in einem Nebenraum oder in einem Lehrhaus, das meist neben der Schule gebaut wurde.

Die meisten Gebäuden der ländlichen Regionen wurden aus Holz gebaut, und wurden mit einer weißen Bleifarbe gestrichen, weil sie wetterfest und günstig war. Viele hielten die Farbe für eine Tradition, und die Gebäuden wurden immer wieder weiß angestrichen, sogar wenn neue Entwicklungen die Qualität andere Farben erhöhten. In den fünfziger Jahren fürchteten sich viele vor dem angenommenen Vorsprung, den die Sowjetunion in den Wissenschaften erreicht haben solle, und Bildung wurde jetzt mit nationale Sicherheit gleichgestellt. Politik betonte Mathematik, Wissenschaft und Sprachen, und die kleineren Schulen könnten mit der alten Unterrichtspraxis die neueren Voraussetzungen der atomaren Zeit erfüllen. Bauprogramme erweiterten schon nach dem Anfang der fünfziger Jahren im ganzen Land Infrastruktur und Straßennetz, und weil der langen Schulweg dann kein Hindernis mehr war, wurden viele Schulen entweder geschlossen oder zusammengelegt.

Die Gebäude stand dann leer, oder Nachbarn kauften das Bauholz oder sogar das ganze Gebäude, das oft auf einen Anhänger geladen wurde, um es in die Stadt zu befördern. In einigen Fällen schlossen sich einige engagierte Leute zusammen und erkannten, dass die leeren Gebäude noch den selben sozialen Zweck erfüllen konnten, den sie vorher erfüllt hatten. Heutzutage dienen die Gebäude als Tagungsräume und können für Familien- oder Hochzeitsfeier benutzt werden, und obwohl der Unterricht nicht mehr stattfindet, bleiben die alten Schulen Gemeindezentren.

Weihnacht: das Fest der elektrischen Lichter

Viele Besucher fragen in Dezember, wo die Weihnachtsmärkte in den USA zu finden sind. In den Vereinigten Staaten gibt es fast keine Weihnachtsmärkte oder Glühweinstände, und wenn sie vorkommen, bleiben sie nur einen Tag oder ein Wochenende auf. Statt Märkte sind Weihnachtslichter und beleuchtete Weihnachtsdekorationen die Boten des kommenden Fests. Seit dem Anfang der Elektrifizierung gehören die elektrischen Weihnachtslichter zur Vorweihnachtszeit, und ob die Lichter Adventskränze oder märchenhafte Renntiere bilden, freuen sich Kindern und Erwachsenen zugleich über die ersten Weihnachtslichter. Zuerst hatten die Lichter die Kerzen am Weihnachtsbaum ersetzt, und nach der Entwicklung besseres Isoliermaterial konnten die Lichter auch draussen aufgehängt werden.

Nach Erntedankfest, das immer am vierten Donnerstag im November gefeiert wird, beginnen viele Leute ihre Häuser oder die Balkonen ihrer Wohnungen mit Lichterketten zu zieren. Die Dachlinien der Häuser werden oft mit weißen oder bunten Lichtern umrandet, und einige stellen beleuchte Renntiere und andere Figuren in ihrem Vorgarten. Ein klassisches Bild macht die glühende Heilige Familie samt Ochse und Esel, die aus hohlem Kunststoff verformt wurde, damit von drinnen beleuchtet werden kann. Vierzig-Watt-Birnen erzeugen den Heiligen Schein. Manche Gemeinden oder Nachbarschaften sind für die Zahl der beleuchteten Häuser bekannt, und andere halten Wettbewerbe, die die Lichtermengen und die Vielfalt der aufgestellten Figuren ein neue Übertriebenheit erreichen. Ein bekanntes Bespiel ist der fiktionale Hausbesitzer, den Chevy Chase in National Lampoon’s Christmas spielte, und im Film hängte er so viele Lichter auf, dass beim Anknipsen seiner Dekorationen plötzlich die Hälfte der Stadt ohne Elektrizität war.

Anstatt Weihnachtsmärkte zu organisieren, stellen Großstädte öffentliche Lichterausstellungen, deren Kosten oft mehrere Millionen ertragen. Die Lichter lassen aber den größten Eindruck auf dem Lande, obwohl sie oft viel bescheidener sind, weil die Weihnachtslichter die weite Dunkelheit durchbrechen. Viele ländliche Regionen hatten bis den sechziger Jahren keine Elektrizität, und die Bewohner des Landes genossen die elektrische Festlichkeit, die in den Gemeindezentren zu finden war. Kleinstädte und Dörfer hängen an die Lichtmasten der Hauptstraße fast immer die gleichen beleuchteten Rauschgoldfiguren, die die Formen von Weihnachtsbäumen, Spielzeugsoldaten und Zuckerstangen haben. Belton, eine Stadt in Zentraltexas, errichtete 1895 ihre erste elektrische Weihnachtsausstellung, und die umliegenden Kleinstädte folgten dem Bespiel, als die Infrastruktur ausgebaut wurde, die sie mit Elektrizität versorgte. In einer Kleinstadt dient der Antennenmast der Elektizitätsgenossenschaft als der Stamm eines großen Weihnachtsbaum, der jedes Jahr am Tage des Weihnachtsfestzugs angeschaltet wird, den die Gemeinde am ersten Samstag in Dezember abhält. Nach der Beleuchtung ist der Lichterbaum meilenweit zu sehen. Elektrisches Licht ist heutzutage nichts neues, aber gehört ganz bestimmt in den USA zu Advent und Weihnachten.

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